Wie Führungskräfte ihre Mitarbeiter vergraulen

Der Fachkräftemangel durchzieht inzwischen nicht nur einzelne Branchen, sondern ist quasi flächendeckend. Umso wichtiger, qualifiziertes Personal nicht nur zu rekrutieren, sondern es auch zu halten. Doch allzu oft ziehen die Leistungsträger nach ein bis zwei Jahren weiter. Gründe gibt es viele: Die Bezahlung ist nicht gut genug, das Betriebsklima ist nicht angenehm oder es mangelt an Herausforderungen und Aufstiegschancen. 

Der häufigste Kündigungsgrund ist allerdings der Chef! Das ergibt die Studie „Deutschland führt“ des Software-Unternehmens Information Factory. Demnach geben ganze 47 Prozent der befragten Arbeitnehmer an, schon mal wegen eines Vorgesetzten gekündigt zu haben, weitere 19 Prozent spielten schon mal mit dem Gedanken. 

Studie: Chefs sind der häufigste Kündigungsgrund

Erschreckenderweise sind sich Chefs dieser Ressentiments gar nicht bewusst. Zumindest sind laut der Studie 62 Prozent der befragten Führungskräfte überzeugt, dass sie ihre Mitarbeiter adäquat fördern, sie sie motivieren und inspirieren. Gerade mal 36 Prozent der Angestellten bestätigten dies. Worüber sich sowohl Mitarbeiter als auch Vorgesetzte einig sind, ist, dass gute Leistung von guter Führung abhängt. Allerdings nicht darüber, wie diese Fähigkeit erworben wird: Chefs glauben, ihnen seien Führungsqualitäten in die Wiege gelegt worden und sie keine Schulungen dafür brauchten. Mitarbeiter hingegen sind überzeugt, dass Chefs ein spezielles Training absolvieren sollten. 

Durch schlechte Führung verliert man wertvolle Mitarbeiter

Dies sind die häufigsten Fehler, mit denen Führungskräfte gute Fachkräfte vergraulen: 

• Mitarbeiter werden kleingehalten: Viele Chefs haben Angst davor, dass Nachwuchs-Fachkräfte nach ihrem Posten schielen und an ihnen vorbeiziehen könnten. Daher übertragen sie ihnen zu wenig Verantwortung und unterbinden alles, was dazu führen könnte, dass diese Leistungsträger Karriere machen. 
• Zu wenig Potentialentfaltung: Wem der Blick für Talente fehlt, wird auch nicht darauf kommen, bestimmte Mitarbeiter zu fördern. Ein großer Fehler ist es etwa, vorgebrachte Ideen nicht anzuhören – vielleicht will die Fachkraft ja mal kreativ sein und nicht immer nur Fleißarbeiten verrichten! 
• Zu viel Monotonie und zu wenig Ansporn: Fachkräfte können leicht ins sogenannte „Bore-out“ verfallen und innerlich kündigen, wenn ihre Aufgaben schlicht zu langweilig sind. Chefs sollten daher immer für ein wenig Abwechslung sorgen. 
• Gezielte Überforderung und Mobbing: Manche Chefs drangsalieren und schikanieren Mitarbeiter ganz bewusst. Ein Vorgang, der auch als „Bossing“ bekannt ist. Sie geben ihm etwa Aufgaben, die sie gar nicht schaffen können, setzen unerreichbare Deadlines und machen Druck. 
• Unzuverlässigkeit und gebrochene Versprechen: Es gibt Vorgesetzte, die Fachkräften das Blaue vom Himmel versprechen, aber es kommt einfach nichts nach. Oder sie machen Andeutungen, werden aber nie konkret. Im kommenden Jahr dürfte vielleicht eine Weiterbildung absolviert werden? Oder man könnte „irgendwann mal“ über eine Gehaltserhöhung sprechen? Eventuell winkt ein interessanterer Posten – aber das ist noch nicht klar? Wertvolle Fachkräfte sind schnell weg, wenn sie immer nur vertröstet werden. 
• Zu viel Kritik statt Komplimente: Mitarbeiter, die täglich ihr Bestes geben, brauchen auch mal Lob. Viele Chefs sind sehr schnell dabei, zu kritisieren und Defizite aufzuzeigen. Dabei vergessen sie, das Positive hervorzuheben. Für die Motivation ist Wertschätzung aber zwingend notwendig. Angestellte, die diese zu selten erfahren, suchen eher das Weite!

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