Lieber schweigen oder ganz offen sein? Wer psychisch erkrankt ist, steht am Arbeitsplatz vor der Frage, wie viel der Chef und die Kollegen erfahren sollen.
Ob Burnout, Depression oder Angststörung – psychische Leiden sind im öffentlichen Leben keine Tabuthemen mehr. Allerdings führen psychische Erkrankungen im Job mitunter zu großen Schwierigkeiten: Man kann seine Aufgaben nicht mehr gut erledigen und wird womöglich sogar arbeitsunfähig. Arbeitnehmer stehen also vor der Frage: Sage ich meinem Chef und den Kollegen die Wahrheit?
Den Grund für eine Krankschreibung müssen wir unserem Arbeitgeber nicht mitteilen. Anhaltspunkte kann dieser aber trotzdem finden, denn aus der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung geht hervor, welcher Arzt sie ausgestellt hat. Eine Internetsuche verrät, ob es ein Arzt für psychische Leiden war. Betroffene lassen sich daher häufig lieber von einem Allgemeinmediziner wegen beispielsweise Magenschmerzen krankschreiben.
Dabei sind psychische Erkrankungen alles andere als eine Seltenheit. In Deutschland sind sie der häufigste Grund für Berufsunfähigkeit. Das legt zumindest eine Studie der Versicherung Swiss Life Deutschland nahe. Eine psychische Erkrankung ist demnach bei mehr als jedem Dritten (37 Prozent) die Ursache für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsleben.
Wichtig ist zunächst, Signale bei sich selbst frühzeitig zu erkennen. Ein echtes Warnzeichen kann sein, dass man im Job Motivation für die Dinge verliert, für die man sonst immer gebrannt hat. Oder wenn man ständig müde ist, sich nicht mehr konzentrieren kann, an sich selbst zu zweifeln beginnt oder die Kontrolle zu verlieren glaubt. Ein Symptom dafür, dass etwas nicht stimmt, können auch plötzlich auftretende Panikgefühle sein, etwa in Kundengesprächen oder Präsentationen. Wenn solche Zustände längere Zeit anhalten, also über mehrere Tage oder Wochen, dann sind das klare Indikatoren, dass man nicht nur einfach kurzfristig Stress hat, sondern eine psychische Erkrankung entwickelt. Und wo bei kurzen Episoden vielleicht noch eine Krankschreibung vom Hausarzt ausreicht, stehen Betroffene, die länger ausfallen, vor der Frage, ob sie ihre psychische Erkrankung offenlegen oder nicht.
Ein Patentrezept dafür, was nun zu tun ist, gibt es leider nicht. Dafür sind die Faktoren zu individuell: Das Ausmaß der psychischen Probleme und die daraus resultierende Beeinträchtigung, das Betriebsklima und die Firmenkultur spielen alle eine Rolle. Hinzu kommt, dass es unterschiedlichste Persönlichkeitstypen gibt. Manchen sind seelische Belastungen deutlich anzusehen und sie können ihre Situation schlecht für sich behalten. Andere können, bisweilen über Jahre, ihre Probleme verbergen und den perfekten Mitarbeiter mimen – bis sie vielleicht doch irgendwann plötzlich zusammenbrechen.
Daneben sollten Betroffene ein Gefühl für ihr Arbeitsumfeld entwickeln und sich fragen: Was habe ich für ein Gegenüber? Es gibt Vorgesetzte und Kollegen, die sehr verständnisvoll reagieren, und wieder andere, die eine solche Offenheit überhaupt nicht zu schätzen wissen. Wer schon länger in einem Betrieb tätig ist, weiß gewöhnlich, was er von seinem Umfeld zu erwarten hat. Vielleicht hat man zu dem einen oder anderen Kollegen auch ein echtes Vertrauensverhältnis. In manchen Teams ist die Hierarchie gar so flach, dass es sich fast wie eine Clique anfühlt – das ist nicht selten bei jungen Start-ups der Fall. Hier kann man sogar erwägen, die psychische Erkrankung in einem Meeting anzusprechen.
Wie transparent man sein kann oder möchte, ist also von diversen Kriterien abhängig. Generell gilt: Wer sich stark beeinträchtigt fühlt, den Stress nicht mehr gut aushält und seine Aufgaben nicht mehr bewältigt, kommt an einem Gespräch mit dem Chef nicht vorbei. Manchmal hilft einem die Flucht nach vorne auch, sein Leben neu zu überdenken. Will man in dem extrem stressigen Job überhaupt noch bleiben? Wird diese psychische Erkrankung an der aktuellen Arbeitsstelle akzeptiert und berücksichtigt? Und wenn nicht, welche Alternativen stehen einem offen?
Tatsächlich ist das Büro für Betroffene oft eine der letzten Stationen, an denen sie sich zu einer psychischen Erkrankung bekennen. Das ergibt eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Im Beruf schalten viele trotz Erkrankung „auf Autopilot und funktionieren buchstäblich bis zum Umfallen. Viele nehmen ihr seelisches Leiden, etwa ein Burnout, erst wahr, wenn gar nichts mehr geht.
Dabei gibt es in den meisten Unternehmen Stellen, die beraten und unterstützen. Das können der Betriebsrat, Betriebsärzte, die Schwerbehindertenvertretung oder im Fall von großen Unternehmen das betriebliche Gesundheitsmanagement sein. Wichtig ist es, Personen zu finden, denen man vertrauen kann. Dann muss die psychische Erkrankung kein Stoppschild für das Berufsleben bedeuten. Und wer längere Zeit vom Job ausscheidet, hat zudem Anspruch auf eine individuelle Wiedereingliederung – wie bei jeder anderen schweren Erkrankung auch.
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