Vor kurzem hat der Bundesrat sein „Go“ für die Mobilitätsdatenverordnung gegeben. Daten zu Fahrplänen, Routen und Ticketpreisen des öffentlichen Personennahverkehrs sollen zukünftig auf einer Plattform gebündelt werden. Aber wozu dieser Aufwand?
Unsere Zeit ist knapp. Eine Geschäftsreise oder der Wochenendtrip bei Freunden will gut geplant sein. In der eigenen Heimat ist das kein Problem. Wir wissen, wo wir alle relevanten Daten online finden können, etwa wann der letzte Bus ab Hauptbahnhof fährt oder wo aktuell Bauarbeiten und somit Einschränken zu erwarten sind. Die Informationen sammeln wir uns oft mühsam von verschiedenen Webseiten und Social-Media-Kanälen zusammen. Aber wir wissen wenigstens, wo wir sie finden. Wer allerdings einen Besuch in einer anderen Stadt plant, ist oft aufgeschmissen. Auf welcher Seite stehen die Abfahrtszeiten? Wo finde ich Informationen zu Verspätungen? Ein verwirrendes Chaos! Das soll sich jetzt ändern.
Die Mobilitätsdatenverordnung konkretisiert die Bereitstellungspflicht von Daten der Mobilitätsanbieter, die der Bundestag mit der Reform des Personenbeförderungsrechts im März beschlossen hatte. Ziel ist es, Reisen durch mehrere Verkehrsverbünde des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und mit verschiedenen Beförderungsmitteln zuverlässig organisieren zu können. Das neue Personenbeförderungsgesetz verpflichtet Fahrdienstunternehmer inklusive Anbieter wie Uber und Free Now, alle für ihre Dienstleistung relevanten Daten bereitzustellen. Das bezieht sich auf ihre Kontaktdaten, Preise, Stationen, die Anzahl verfügbarer Fahrzeuge sowie Informationen zur Auslastung. Ebenfalls betroffen sind Auskünfte zum eingesetzten Fahrzeugpool, dessen Umweltstandard sowie zur Barrierefreiheit. Auch über Bezahl- und Buchungsmöglichkeiten soll aufgeklärt werden. Die Nutzung der Informationen orientiert sich am Open-Data-Prinzip und darf nur eingeschränkt werden, wenn der Schutz von Betriebs- oder Geschäftsgeheimnissen oder personenbezogene Angaben dem entgegenstehen.
Unsere Gesellschaft ist mobil, hat wenig Zeit, wünscht sich schnelle und unkomplizierte Daten im Netz. Es wird aktuell an App-basierten Mobilitäts- und Informationsdiensten für Endkunden gearbeitet. Das wird insbesondere das Leben von Pendlern und Geschäftsreisenden erleichtern. Es ist ein wichtiger Schritt zu einer effizienten und digitalen Mobilität, die keine Verkehrsverbundsgrenzen mehr kennt. Reisende werden jeden einzelnen Busfahrplan des Landes in der Hand haben, jede Abfahrtszeit einer U-Bahn und auch jede Abweichung. Da die Idee schneller zu sein scheint als das Internet in Deutschland, welches die Voraussetzung für die Nutzung einer derartigen App wäre, sind zusätzlich Offline-Apps zur Reiseinformation und die Verwendung der Daten auf gedruckten Plakaten angedacht.
Kritiker bekommen das Gruseln, wenn sie an die Pflicht zur Datenbereitstellung denken. Dem Bundesverband Digitale Wirtschaft geht das entschieden zu weit. Aber ob die Abfahrtszeiten der Busse nun überall angeschlagen stehen, auf der eigenen Homepage veröffentlicht sind oder sich nun in einer Art Sammel-App befinden, macht datenschutzrechtlich keinen Unterschied. Abfahrtszeiten sollten kein Betriebsgeheimnis sein. Im ersten Schritt wird erstmal eine nutzerfreundliche App entwickelt, die dann mit statischen Daten des Linienverkehrs gespeist wird. Anfang 2022 sollen weitere Datenkategorien und zum 1. Juli 2022 erstmals Echtzeitdaten hinzukommen. Langfristiges Ziel ist ein digitaler Plan, der den gesamten Öffentlichen Personennahverkehr Deutschlands in Echtzeit abbildet und somit das Reisen für uns alle erheblich vereinfacht.
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