Sein ganzes Arbeitsleben im selben Job bleiben? Nicht erstrebenswert! Jedenfalls nicht, wenn es im Unternehmen keine Karrieremöglichkeiten gibt. Wir wollen nicht auf der Stelle treten, sondern uns weiterentwickeln. Aber einen guten Job zu kündigen, ohne einen besseren in Aussicht zu haben, ist immer ein großes Risiko. Besonders für Fachkräfte jenseits der 40.
Auch in Zeiten des Fachkräftemangels ist es gar nicht so leicht, einen guten Job zu finden. Wer zudem älter als 40 Jahre ist, kassiert schnell einen Berg Absagen. Im Kopf der Arbeitgeber drehen die klassischen Vorurteile ihre Runden: Ältere Mitarbeiter sind häufiger krank als die jungen Kollegen. Außerdem mangelt es ihnen an Flexibilität und Belastbarkeit. Dabei belegen zahlreiche Studien längst das Gegenteil und sprechen den Ü40-Arbeitnehmern Kompetenzen zu, die den jüngeren oft fehlen, etwa Zuverlässigkeit, Krisenbeständigkeit und soziale Kompetenz. Beispielsweise bestätigt der Report Working Better Together der dänischen Firma Peakon aus dem Jahr 2018 den sogenannten Baby-Boomern, dass sie nach dreijähriger Betriebszugehörigkeit die am stärksten engagierte Gruppe innerhalb eines Unternehmens ausmachen.
Laut der Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat jeder fünfte Deutsche bereits eine Situation erlebt, in der er aufgrund seines Alters benachteiligt wurde. In unserer Arbeitswelt gilt man mit 40 Jahren schon als alt und wird in der HR-Abteilung einer Firma mit seiner Bewerbung schnell aussortiert. Je früher die Unternehmen hier umdenken, umso besser für sie. Denn nicht nur Erfahrungswerte und Loyalität zeichnen die Generation 40+ aus, sie werden durch die Veränderungen am Arbeitsmarkt durch den demografischen Wandel in den nächsten Jahren zu einer gefragten Berufsgruppe. Denn während sich viele Mitarbeiter demnächst in den Ruhestand verabschieden, kommen kaum Berufsanfänger nach. Höchste Zeit also für einen Wandel.
Lassen Sie sich von den Vorurteilen nicht beirren. Wichtig ist, dass Sie sie kennen und Gegenargumente parat haben. Klar, Sie sind nicht mit modernen Kommunikationstechniken aufgewachsen und sind vor der Digitalisierung ins Berufsleben eingestiegen. Aber das heißt nicht, dass Sie die letzten Jahrzehnte hinterm Berg gelebt haben! Heben Sie in Ihrer Bewerbung hervor, welche Skills Sie sich angeeignet haben und zeigen dadurch, dass Sie geistig fit, flexibel und auf der Höhe der Zeit sind. Streichen Sie einen entscheidenden Vorteil des Alters heraus: Ihre Familienplanung ist abgeschlossen, die Kinder sind groß und Sie fallen nicht wegen Elternzeit oder Notfallbetreuung aus. Seien Sie sich Ihres Marktwertes bewusst. Aber überdenken Sie Ihre Bewerbungsstrategie. Vielleicht ist die letzte Bewerbung schon mehr als 10 oder sogar 20 Jahre her? Was damals gut geklappt hat, funktioniert vielleicht heute nicht mehr.
Sie haben eine Menge Berufserfahrung gesammelt, aber kürzen Sie unbedingt den Lebenslauf auf eine Seite. Niemand möchte heute noch wissen, auf welcher Grundschule Sie waren. Überschreitet der CV sogar zwei Seiten, lesen Personaler trotzdem nur die erste und verpassen relevante Informationen. Es spricht nichts dagegen, sich im Internet Lebenslaufvorlagen 40/50+ anzusehen. Legen Sie sich aussagekräftige Profile auf Karrierenetzwerken wie XING und LinkedIn an. Übrigens: Nicht jedes Unternehmen erwartet heutzutage ein klassisches Anschreiben. Besonders bei Bewerbungen über Online-Stellenportale fällt es oft weg. Trotzdem schadet es nicht, eines vorzubereiten und darin kurz und knapp die eigenen Kompetenzen auf den Punkt zu bringen. Wer sich mit Ü40 bewirbt, darf sich nicht auf inhaltliche Fakten verlassen, sondern muss den Fokus auf die Selbstpräsentation legen. Wer im Vorstellungsgespräch selbstbewusst auftritt und zeigen kann, welche Skills er mitbringt, wird die Personaler auch überzeugen können.
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