Die graue Auslegeware ist schlapp und ausgetreten. Die stumpfen Wände waren vielleicht mal weiß, daran erinnert sich kein Mitarbeiter, denn der letzte Anstrich ist ewig her. In der Luft liegt eine Mischung aus Spülmaschine, Lufterfrischer und Filterkaffee. Irgendwo rattert ein Drucker vor sich hin. Willkommen in Deutschlands Büros!
Ein Großteil von uns arbeitet in einem Büro. Auch wer jetzt aktuell noch im Homeoffice ist, wird sicherlich bald an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Für einige ist das kein Grund für einen Luftsprung. Denn die meisten Büros sind grau und zum Einschlafen langweilig. Der Benjaminus Ficus hat den Lockdown auch nicht überlebt. Wirklich trostlose Aussichten! Die Gestaltung vieler deutscher Büros ist – sagen wir mal – stark verbesserungswürdig. Und der Tischkicker, der die Wahrheit vor Jahren vertuschen sollte, reißt das auch nicht mehr raus!
Etwa 500 Grautöne kann das menschliche Auge unterscheiden und im Büro darf es diese Fähigkeit von Montag bis Freitag trainieren. Warum muss alles in Geschäftsräumen immer grau sein? Offiziell heißt es, dies hätte gesundheitliche Gründe: Grau ist sanft zu den Augen, da es eine ausgeglichene Mischung zwischen Kontrast und Blendung bietet. Ja, gut, wer den ganzen Tag auf ein weißes Papier starrt, das auf einem schwarzen Tisch liegt, ergibt das einen anstrengenden Kontrast. Aber in Realität müssen wir Millionen von Eindrücken parallel verarbeiten, besonders wenn das Internet unser Arbeitsplatz ist. Da beruhigt die graue Wand jetzt die Nerven nicht sehr effektiv. Im Gegenteil! Wer seinen Augen eine Pause gönnt, sollte lieber aus dem Fenster in die Ferne schauen. Zudem gibt es Farben, die ebenfalls einen beruhigenden Effekt haben und nebenbei noch die Motivation steigern, ein sanftes Pastellgrün beispielsweise. Der Tag startet doppelt so gut, wenn man morgens in einen bunten, lichtdurchfluteten Raum tritt!
Die Farben in einem Raum können die Stimmung der Angestellten beeinflussen. Streichen Sie die Arbeitsräume in unterschiedlichen Farben – trauen Sie sich. Es muss nicht gleich das Neonpink sein! Ein dezentes Himmelblau oder ein warmes Zitronengelb können schon einen großen Unterschied machen und die Mitarbeiter beleben. Wie wäre es mit einem großflächigen Kunstwerk als Eye-Catcher an einer exponierten Stelle? Knapp drei Viertel der Arbeitnehmer hierzulande (72,9 Prozent) finden, dass Kunst an jeden Arbeitsplatz gehört. Das zeigt eine repräsentative Studie im Auftrag des Büroherstellers Viking. Aus Sicht der meisten Mitarbeiter bringt Kunst am Arbeitsplatz gleich mehrere positive Effekte mit sich – sowohl für sie selbst als auch für den Arbeitgeber. 64 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass Kunst im Büro die Produktivität steigert. 68,8 Prozent denken, dass sie die eigene Kreativität fördert. 68,6 Prozent glauben, dass Kunst am Arbeitsplatz einen positiven Eindruck auch auf potentielle Kunden und neue Mitarbeiter macht. Auch sind 69 Prozent der Arbeitnehmer der Meinung, dass Kunstwerke in ihrem Umfeld ihr Stresslevel verringern können. Und nicht zuletzt: 71 Prozent der Berufstätigen denken, dass Kunst am Arbeitsplatz glücklich macht. Das allein ist schon Grund genug, über Farbe und Bilder an den Wänden einmal nachzudenken.
Graue Eintönigkeit schlägt aufs Gemüt und steht einer kreativen Inspiration entgegen. Arbeitspsychologisch gesehen ist das nicht sinnvoll, um Effizienz und Produktivität zu steigern. Unternehmen, die ihre Belegschaft wertschätzen, gestalten deshalb ihre Büroräume lebendig, bunt und abwechslungsreich. Wer morgens gern zur Arbeit kommt und seinen Arbeitsplatz mag, geht direkt viel konzentrierter an seine Aufgaben. Und wer einen glücklichen Arbeitstag hat, ist abends nicht zu ausgelaugt für ausgleichenden Sport oder einen romantischen Restaurantbesuch. Davon profitiert auch der Arbeitgeber: Denn Mitarbeiter mit Lebensfreude und Energie arbeiten nicht nur effizienter, sie werden auch seltener krank.
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