Es ist eigentlich schon seit Ewigkeiten kein Geheimnis mehr: Langes Sitzen am Arbeitsplatz macht krank. Dann bringt der Smoothie auf dem Tisch auch nichts mehr, denn wer länger sitzt, ist einfach schneller tot. Schreibtischjobs und Bewegungsmangel im Büro garantieren Herz-Kreislauf-Erkrankungen und erhöhen das Herzinfarktrisiko. Trotzdem steht keiner freiwillig auf.
Menschen, die im Büro arbeiten, bringen es laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin schon mal auf 15 Stunden Sitzen am Tag. Denn die wenigsten kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit und schmeißen sich nach Feierabend direkt wieder aufs Sofa. Das Problem: Der menschliche Körper ist nicht fürs Sitzen gemacht. Unsere Vorfahren waren eigentlich immer unterwegs. Sie mussten jagen, Früchte sammeln oder den Acker und das Vieh versorgen. Der Mensch sitzt erst seit der industriellen Revolution und Erfindung der Fortbewegungsmittel.
Die Zeitspanne ist aber zu kurz, als das sich unser Organismus darauf hätte einstellen können. Unser Körper ist noch auf Bewegung ausgerichtet. Das Sitzen tut ihm nicht gut. Unsere Wirbelsäule mit der doppelte S-Form wird beim Sitzen zu einem C, denn das Becken wird dabei unnatürlich nach hinten verdreht. Der Körper schaltet im Sitzen die elektrische Aktivität der Beinmuskeln ab, fährt fettverbrennende Enzyme runter – man verbrennt nur noch eine Kalorie pro Minute und wird also leider auch noch dick – und lässt den Blutzuckerwert steigen. Nach gut zwei Stunden fällt das sogenannte gute Cholesterin, das die Blutgefäße vor Arteriosklerose schützt, um 20 Prozent. Muskeln im Rumpf, Bauch und Rücken bilden sich zurück, Verspannungen und Bandscheibenvorfälle sind vorprogrammiert.
Jeder zweite Berufstätige verbringt seinen Arbeitstag vor dem Computer. Und geht damit ein erhöhtes Risiko ein, an Herz-Kreislauf-Beschwerden zu erkranken und frühzeitig zu sterben. Australische Forscher haben im Rahmen einer Studie belegt: Wer länger als elf Stunden am Tag sitzt, hat ein 40 Prozent höheres Sterberisiko als jemand, der weniger als vier Stunden am Tag sitzend verbringt. Bleibt jetzt nur noch die Entscheidung zwischen Traum-Job und frühen Tod? Nein, am besten sollten Betroffene darauf achten, das Sitzen so oft es geht zu unterbrechen. Das Fitnessstudio nach Feierabend oder die Fahrradtour am Wochenende helfen leider nicht gegen die Gefahren des Dauersitzens. Am besten ist es, nach 30 Minuten Arbeit für drei Minuten herumzulaufen. Oder während des Sitzens unter dem Tisch mit den Zehen zu wackeln.
Und die Unternehmen sind gefragt, die Arbeitsplätze radikal umzugestalten, um die Gefahr langfristiger Schädigung der Mitarbeiter entgegen zu wirken. Statt einem gemütlichen Sofa, das eine kreative Atmosphäre schaffen soll, aber doch wieder nur zum Sitzen einlädt, wären Laufbänder – direkt unter dem Schreibtisch! – oder Fußwippen sinnvollere Angebote. Auch Stehpulte können Wunder wirken. Der Drucker darf gerne möglichst weit weg stehen und auch die Papierkörbe. Und jeder sollte daran denken, dass Sitzen auch nach Feierabend gefährlich bleibt: Immer schön aktiv bleiben. Statt beispielsweise Essen zu bestellen, einfach wieder öfter selber zubereiten und den Abwasch gleich dazu. Dann freut sich auch der Partner.
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