Familienfreundlichkeit gewinnt im Arbeitsleben zunehmend an Bedeutung. Wertvolle Fachkräfte möchten nicht mehr ihr Familienleben für die Karriere opfern, sondern eine gesunde Work-Life-Balance genießen. Laut einer Umfrage der Statistikdatenbank Statista rangiert sie nach dem Betriebsklima auf Platz 2 der Faktoren für Arbeitgeberattraktivität. Familienfreundliche Bedingungen zu schaffen und eine gute Vereinbarkeit zu ermöglichen ist eine Grundvoraussetzung für moderne Unternehmen. Egal, ob es sich um einen kleinen Mittelständler handelt oder einen Großkonzern – Arbeitgeber sind bemüht, hochqualifizierte Leistungsträger an sich zu binden.
Familienfreundlichkeit bezieht sich im Arbeitswelt-Kontext nicht nur auf Maßnahmen und Bedingungen für Mitarbeiter mit kleinen Kindern, sondern auch jene Angestellten, die sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern.
Familienfreundlichkeit muss zudem im Zusammenhang mit einer generell zunehmend arbeitnehmerfreundlichen Personalpolitik betrachtet werden. Mitarbeiter durchgehen verschiedene Lebensphasen, die mal geplant, mal unvorhergesehen erfolgen. Sei es durch Weiterbildungszeiten oder die Familiengründung: Es wird nicht mehr nur vom Arbeitnehmer erwartet, sich anzupassen und sein gesamtes Leben nach dem Job auszurichten. Ein familienfreundliches Arbeitsumfeld zu schaffen ist im Interesse aller Beteiligten.
Folgende Vorteile haben Unternehmen durch Familienfreundlichkeit:
Obwohl immer mehr deutsche Unternehmen die Wichtigkeit von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen erkennen und umsetzen, herrscht hierzulande noch viel Handlungsbedarf. Benachteiligt sind vor allem Frauen, für die Familienverpflichtungen nach wie vor häufig noch eine Karrierebremse darstellen. Laut dem OECD-Bericht „Dare to Share“ sind deutsche Frauen im Europavergleich die Schlusslichter, wenn es um den Beitrag zum Familieneinkommen geht. Und der letzte Mikrozensus des Bundesfamilienministeriums ergibt, dass Männer mit Kindern zu 94 Prozent in Vollzeit arbeiten – Mütter nur zu 34 Prozent. Dabei würden zwei Drittel der Eltern mit Kindern unter drei Jahren eine gleichberichtigte Aufteilung der sogenannten „Care-Arbeit“ begrüßen. Dazu müssen jedoch die Bedingungen am Arbeitsplatz familienfreundlich sein. Unternehmen steht dafür eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung.
Schon mit relativ kleinem Budget lässt sich einiges bewirken. Es muss also nicht gleich die Einrichtung eines Betriebskindergartens sein, sondern etwa eine flexible Arbeitszeitenregelung, die Möglichkeit zum Homeoffice sowie eine klare Kommunikationskultur. So kann ein Chef seine Mitarbeiter aktiv ermutigen, ihn anzusprechen, wenn es Wünsche oder Probleme gibt und ein deutliches Signal setzen, dass die familiären Bedürfnisse berücksichtigt werden. Dadurch wächst das Vertrauen, und Angebote werden dann auch ohne Angst vor Konsequenzen genutzt. Auch kleine Stellschrauben erleichtern Personal mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen das Leben, wie etwa der Verzicht auf Meetings am späten Nachmittag, von denen Teilzeitkräfte ausgeschlossen wären. Bei der Kinderbetreuung ist es möglich, Kooperationen mit Kitas zur Sicherung von Plätzen einzugehen oder sogar, eventuell im Verbund mit anderen Betrieben – zum Beispiel in einem Gewerbegebiet – eine eigene Betreuungseinrichtung zu eröffnen. Auch die Bezuschussung von Kita-Beiträgen ist eine familienfreundliche Maßnahme, ebenso die Gewährung von zusätzlichen Kinderkrankentagen. Manche Firmen bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, Sonderzahlungen in Freizeit zu wandeln und somit zahlreiche freie Tage dazuzugewinnen.
Mittlerweile existiert in Deutschland eine Reihe von Qualitätssiegeln, die Unternehmen als „familienfreundlich“ auszeichnen. Vergeben werden sie beispielsweise von einzelnen Bundesländern. Nicht nur kann ein Arbeitgeber durch solch ein Siegel seine Attraktivität steigern, sondern erhält auch Unterstützung bei der Umsetzung weiterer Maßnahmen.
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